Mehr als nur treibende Hilfen: Die Bedeutung deiner inneren Dynamik

Dein Pferd läuft immer untertourig durch die Gegend und lässt sich nur schwer davon überzeugen, aktiver zu laufen? Oder aber es prescht sofort los, wenn du es aufforderst?

Wenn die treibenden Hilfen zur Quelle der Frustration werden, zeigt sich das meist darin, dass die Pferde entweder zu wenig (das Treiben wird anstrengend) oder zu viel (du kommst nicht zum Treiben) die treibende Hilfe reagieren. 

Darüber, wie du die treibenden Hilfen richtig gibst, hast du dir sicher schon jede Menge Gedanken gemacht. (Wenn nicht, findest du mehr dazu in diesem Artikel. Auch weitere Faktoren, die dazu führen können, dass dein Pferd nicht richtig vorwärts geht, wie z.B. der Sattel, die Fütterung, ein Osteopathenbesuch sind dir bekannt und durchgecheckt?  Richtig und wichtig. Was aber, wenn es eine Zutat, die fehlt einen Riesenunterschied macht, wie leicht dein Pferd auf das Treiben reagiert? Mit der du sowohl die Reaktionsgeschwindigkeit als auch die Art und Weise, wie dein Pferd das Treiben annimmt, positiv beeinflussen könntest? 

Diese Geheimzutat gibt es wirklich und das Tolle ist, du hast sie immer dabei! Es ist deine eigene Energie, die du nutzen kannst, um noch besser mit deinem Pferd zu kommunizieren.

In diesem Beitrag erfährst du, wie du mit deiner inneren Einstellung maßgeblich dazu beitragen kannst, wie dein Pferd auf deine Hilfen reagiert.

Was hat deine innere Energie mit der treibenden Hilfe und den Paraden zu tun?

Pferde merken, ob du das, was du dir von ihnen wünscht, vorher selber fühlst. Wenn du dein Pferd beispielsweise antraben möchtest, probier mal, vorher in dir die Dynamik zu spüren, die du dir beim Antraben wünscht. Du wirst merken, dass die Antwort deines Pferdes deutlich prompter kommt.  

Unser Körper reagiert bereits auf Gedanken, auch wenn wir uns nicht spürbar bewegen. Pferde haben eine sehr feine Wahrnehmung, sie registrieren das und reagieren darauf. (Abgesehen davon, dass ich eh überzeugt bin, dass sie uns in den Kopf und tief ins Herz blicken können.) Mehr dazu erfährst du übrings auch in meinem PDF.

Reiter sind oft so bemüht alles richtig zu machen, dass sie im Kopf die To Do Liste durchgehen. Das ist für das Erlernen der richigen Hilfengebung großartig, aber eben nicht alles, was dazu gehört. Wenn unser Wunsch, uns in vollkommener Harmonie mit dem Pferd zu bewegen, wahr werden soll, dann brauchen wir auch das passende Mindset dazu.

Typische Fehler den treibenden Hilfen

  1. Du gibst die Hilfe, ohne dir vorher bewusst gemacht zu haben, welche Dynamik du dir von deinem Pferd wünscht. Dann nutzt du die wichtigste Verbindung zwischen euch nicht. Deine Hilfen, egal wie sauber sie gegeben werden, müssen dann immer deutlicher sein, als wenn sie mit deiner klaren mentalen Absicht gepaart wären.
  1. Deine Gedanken sind von eurem üblichen Problem beherrscht: Wenn dein Pferd z.B. beim Antraben immer träge reagiert, erwartest du gewissermaßen schon das träge Antraben. Entsprechend gibt dein Körper dieselben Hilfen wie immer und dein Pferd reagiert wie gewohnt.

Gibst du stattdessen die mentale Absichtserklärung ab, dass dein Pferd dynamisch startet, hat deine Hilfengebung eine andere Intention. Und auch die Botschaft, die dein Pferd vor deiner Hilfe aus deiner inneren Einstellung ableiten konnte, ist eine andere. Es wird besser antraben.

  1. Dein Pferd pariert nicht durch oder tippelt im Schritt immer weiter. Wenn dieses Verhalten öfter vorkommt, bist du darauf gepolt. Mental bist du auf das Weitertraben eingestellt. Versuch stattdessen, schon vorher Schritt zu SEIN. Insbesondere, wenn dein Pferd wieder antippelt, lass dich nicht aus deinem Schrittgefühl (gepaart mit Paraden) bringen.

Wie kannst du deine innere Energie einsetzen?

Bevor du einen Übergang reitest, stell dir vor, wie er sich idealerweise anfühlt. Spür diese Energie in dir. Ein bisschen so, als ob du Lust hast, loszulaufen und mental in den Startlöchern stehst. Du kannst deine Energie gut zusammen mit deinem Atem hochbringen. Stell dir beim Einatmen vor, dass dein ganzer Körper voll vibrierender Energie ist. 

Umgekehrt gilt das natürlich auch für das Durchparieren oder das Abfangen der Gangart. Hier beruhigst du, am besten kombiniert mit dem Ausatmen, deine Energie.

Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Energielevel. Genau wie die Pferde. Das ist der Grund dafür, wieso manche Reiter sich auf Pferde setzen und die sofort wie angezündet erscheinen, wohingegen andere einen regelrecht einschläfernden Effekt auf ihre vierbeinigen Partner haben. Wenn du lernst, deine eigene Energie zu beeinflussen, wird es dir viel leichter fallen, ganz unterschiedliche Pferde mit feinen Hilfen zu reiten. Ist uns unsere eigene Energie nicht bewusst, passen wir uns oft der des Pferdes an:  Auf einem hektischen Pferd sind wir aufgeregt, auf einem ruhigen eher schnarchnasig. Je mehr du dich auf die unterschiedlichen Typen einstellen kannst, desto feiner kannst du reiten, longieren oder am Boden arbeiten.

Der Dynamik eine Richtung geben

Deine Energie kann dem Pferd nicht nur helfen, besser auf deine treibenden Hilfen und Paraden zu reagieren. Sie kann ihm auch eine Richtung geben. Vielleicht kennst du das auch: Du willst antraben, du sitzt gerade, du guckst hin, wo du hinwillst und trotzdem verkleinert dein Pferd beim Antraben den Zirkel. Wenn du dir beim nächsten mal vorstellst, in welche Richtung dein Pferd seine Bewegungsenergie entfalten soll, wird das deutlich besser gehen. In diesem Fall auf eine Zirkelvergrößern-Linie. 

Um die Bewegungsenergie deines Pferdes positiv zu beeinflussen, brauchst du nicht nur das Gefühl, WIE du die Energie gern hättest, sondern auch WOHIN sie sich entfalten soll.

Sich selbst kennenlernen für eine bessere Hilfengebung beim Reiten

Je besser du deine eigene Energie einschätzen kannst, desto leichter wird es dir fallen, sie bewusst im Training mit deinem Pferd (egal ob am Boden oder im Sattel) einzusetzen. 

Beobachte dich einfach mal ein bisschen:

  • Gehst du langsam oder zügig?
  • Reagierst du generell eher zackig oder gemächlich?
  • Redest du eher langsam oder schnell?
  • Wenn beim Fahrradfahren ein Berg kommt, trittst du motiviert vorher in die Pedale oder scheust du die Anstrengung? Im ersten Fall fällt es dir leicht, etwas ruhigere Pferde „anzuzünden“, im zweiten die Hektischen zu beruhigen.

Natürlich ist das Ganze noch komplexer. Die Tagesform und die Lebenssitation (sowohl bei dir als auch beim Pferd) spielen ebenso eine große Rolle, wie dein persönliches Energieniveau, aber auch deine Fitness. Die Beispielfragen oben sollen dir helfen, ein Gefühl für dein Energieniveau zu bekommen. Grundsätzlich kann jeder Mensch es in jede Richtung beeinflussen, was bei der Pferdeausbildung sehr hilfreich ist, um dich auf das jeweilige Pferd einzustellen.

Wenn dein Pferd auf die Hilfengebung überreagiert

Ein Bild, das mir im Unterricht gute Dienste tut, ist das der geschüttelten Sektflasche: Wenn dein Pferd dazu neigt, auf die Hilfengebung überzureagieren, kann es sein, dass du der Typ “geschüttelte Sektflasche” bist. Hier hilft es, wenn du beim Reiten in Gedanken immer wieder etwas Druck ablässt, damit die Energie, mit der du ans Pferd herantrittst, nicht so impulsiv ist.

Wenn du umgekehrt ein ruhiger Typ bist und dein Pferd mit einer gewissen “kommst du heut nicht, kommst du morgen”-Haltung gegenübertritt, kann es helfen, deine eigene Energie zu erhöhen, indem du dir vorstellst, dass sie wie der Sekt in einer geschüttelten Flasche ist.

Das Ganze hat natürlich viel mit Selbstbewusstsein im Sinne “sich seiner selbst bewusst sein” zu tun. Ich bin ganz sicher, dass ein besseres Bewusstsein über die eigene Energie, mit der an das Pferd herangetreten werden kann oder aber auch eine Hilfe gegeben wird, die Zusammenarbeit mit dem Pferd viel feiner und die gemeinsame Zeit harmonischer machen kann.

Probier es doch einfach mal aus! Super gut geht das auch an der Longe, weil du dich da nicht noch zusätzlich auf ganz so viele Dinge wie beim Reiten konzentrieren musst!

Für die wunderbaren Fotos bedanke ich mich bei Marie-Christin Zurbrüggen. Schau dir hier noch mehr von ihren Bildern anschauen! Und hier erfährst du noch mehr zu mir als Ausbilderin. Wenn du über die Horsemindset-Neuigkeiten auf dem Laufenden bleiben möchtest, melde dich zu meinem Newsletter an und erhalte als Dankeschön mein PDF „Finde den richtigen Gedanken.

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